Ein Kaufmann hatte hundertfünfzig Kamele, die seine Stoffe trugen, und vierzig Knechte und Diener, die ihm gehorchten.
An einem Abend lud er seinen Freund Saadi zu sich ein. Die ganze Nacht fand er keine Ruhe und sprach fortwährend über seine Sorgen, Nöte und die Hetze seines Berufes.
Er erzählte von seinem Reichtum in Turkestan, sprach von seinen Gütern in Indien, zeigte die Grundbriefe seiner Ländereien und seine Juwelen.
„O Saadi“, seufzte der Kaufmann: „Ich habe nur noch eine einzige Reise vor. Nach dieser Reise will ich mich endlich zu meiner wohlverdienten Ruhe setzen, die ich so ersehne, wie nichts auf der Welt. Ich will nur noch persischen Schwefel nach China bringen, da ich gehört habe, dass er dort sehr wertvoll sei. Von dort will ich chinesische Vasen nach Rom bringen. Mein Schiff trägt dann römische Stoffe nach Indien, von wo ich indischen Stahl nach Halab bringen will. Von dort will ich Spiegel und Glaswaren in den Yemen exportieren und von dort Samt nach Persien einführen.“
Mit einem träumerischen Gesichtsausdruck verkündete er dem ungläubig lauschenden Saadi: „Und danach gehört mein Leben der Ruhe, Besinnung und Meditation, dem höchsten Ziel meiner Gedanken.“
Quelle: Nach dem persischen Dichter und Mystiker Saadi, der im 13. Jahrhundert lebte. Aus: Nossrat Peseschkian, Der Kaufmann und der Papagei. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1979.
Für’s Coaching sind Geschichten hervorragend geeignet, denn: sagen lassen sich die Menschen nichts. Aber erzählen kann man ihnen alles!
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